Ja, so ist es! Am 28. April 2024 bin ich im letzten Jahr eingereist und, bis auf die kurze Unterbrechung im Juni, war ich durchgehend hier! Nächste Woche geht es für eine kurze Stippvisite zurück nach Deutschland.
Die letzten Monate waren etwas eintönig, aber doch nicht weniger schön. Spannend insbesondere das Autofahren, die vielen Schotterstraßen werden natürlich nicht gesalzen sondern nur notdürftig geräumt, mit der Zeit – durch Schmelze und erneutes Schneien – bilden sich dicke Eisplatten. Mit einem normalen PKW sind die Straßen fast unpassierbar! Unser Pickup ist Gold wert, er kämpft sich wacker durch alle Unbill, Valerie dagegen landet mit Ihrem Kia Soul mehrfach im Straßengraben, keine Chance bei spiegelglatten Straßen. Als das Tauwetter einsetzt, verwandeln sich die ehemals spiegelglatten Gravelroads plötzlich in morastige, sulzige Schlammwüsten. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Aber hier beschwert sich keiner, ist halt so. Wird schon wieder. Und tatsächlich, nach einigen Tagen trocknet wieder alles, und man kann einigermaßen passieren. Tiefe Schlaglöcher und Spurrillen gibt es aber nach wie vor. Im April werden dann meist alle Straßen wieder in schöner Handarbeit frisch gegravelt, bis zum nächsten Winter wird’s schon halten!
Wie im Flug ist die Zeit vergangen. Heimweh hatte ich keine Sekunde. Trotzdem, die Geschehnisse in Deutschland haben wir natürlich verfolgt. Leider konnten wir nicht wählen, denn es war nicht möglich, die Wahlunterlagen rechtzeitig zu erhalten. Glimpflich davongekommen sind wir in Deutschland … katastrophale Vorstellung, wenn die AfD tatsächlich eine echte Mehrheit erreicht hätte. Politisch möchte ich auf meinem Blog nicht wirklich werden, aber jeder darf wissen, dass wir den Rechtsruck in vielen Ländern der Welt, insbesondere auch das, was in den USA zurzeit passiert, sehr bedrohlich empfinden und keineswegs gutheißen. Wenn Abschottung und Menschenfeindlichkeit die Welt beherrschen, ist ein katastrophales Ergebnis zu erwarten. Auch hier in Kanada sitzen wir jetzt ganz nah am Pulverfass. Das ist wirklich nicht besonders lustig. Am besten wäre man wohl aktuell in Neuseeland oder Australien aufgehoben. Da hat das „Hassvirus“ noch nicht so um sich gegriffen! Was ich hier in Kanada beeindruckend finde, angesichts der Bedrohung rücken die Menschen zusammen und bilden eine Einheit, sie zerfleischen sich nicht gegenseitig, wie es zurzeit in Deutschland eher der Fall ist. Der Kanadier hat prinzipiell eine positive Einstellung zu seinem Land, wogegen der Deutsche prinzipiell immer alles Scheiße findet – dabei haben die meisten Deutschen wirklich keine Ahnung, wie gut es allen geht. Ich lache immer lauthals, wenn sich beschwert wird, zum Beispiel über marode Straßen … komm mal nach Kanada, dann weißt Du was marode Straßen sind! Ha!
So jetzt genug schwadroniert. Einerseits schweren Herzens, andererseits auch mit Freude, werden wir nächste Woche also nach Deutschland zurückfliegen. Einiges muss erledigt werden! Vermutlich werden wir unser Auto verkaufen, eventuell eine kostengünstigere Bleibe suchen, sämtliche Arzttermine wahrnehmen. Ein Notartermin steht an, da ja mein Geschäftspartner verstorben ist. Und natürlich viele Treffen mit Freunden und Verwandten. Besonders freue ich mich auf den Frühling, viel grün, die Apfelblüte etc … denn hier in Nova Scotia dauert es noch bis Mitte Mai, bis wirklich der kurze aber fantastische Frühling einkehrt.